Mundart

Bürgeln als Heimatort betrachtet

Beispiele für Mundart, Tracht und Tradition des Dorfes Bürgeln

Während der Gespräche mit Herrn Heinrich Heimrich (dem Verfasser unserer großen Chronik) konnte die Initiativgruppe auch erfahren, dass ein kleines Bändchen über die Tracht, die Sitten, resp. Traditionen und die Mundart von Bürgeln existiert sowie einige Anmerkungen und Beispiele für Sitten und Gebräuche in unserem Dorf.

Auch hier gab uns Herr Heimrich die Erlaubnis, die Inhalte des Büchleins – wie schon seine hervorragende Chronik über unser Dorf – ins Netz zu stellen! Heimrich gab an, dass Vieles von Hein Schneider zusammengestellt worden sei. Da Uli Rodenhausen ein Exemplar besitzt, war es für mich einfach, schnell an dieses Werk heran zu kommen, es zu überarbeiten und – in etwas gekürzter Fassung – auf diesem Weg zu veröffentlichen.

Bürgeln, im Oktober 2011

Frieder Reichel

 

Allgemeine Hinweise

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte in ganz Deutschland, bes. in der damaligen BRD, eine öffentliche Diskussion ein um Begriffe wie „Heimat“, „Regionale Identität“, „Regionalkultur“ sowie „Tradition“ und „Zukunft“. Ich selbst bin in 1950 geboren und wurde somit Zeuge dieser Diskussionen in unserem Dorf; es wurden Fragen gestellt wie: „Wer waren wir?“ – „Wer sind wir?“ – „Wo wollen wir hin?“ Eine zentrale Frage dabei war auch folgende:

„Was ist bewahrenswert und sollte in die Zukunft mitgenommen werden?“
Logisch traf dies auch Bereiche wie die der Tracht (besonders die der Frauen), der Mundart (in unserem Fall das „Bürgelner Platt), der Sitten und Gebräuche ( bes. die der Feste, der Familienfeiern und die der bäuerlichen Arbeitswelt).

Auf den nachstehenden Seiten wird einiges Bewahrenswertes dargestellt, jedoch versteht sich dieses Kapitel keineswegs als abgeschlossen, sondern eher als Einstieg. Wir von der Initiativgruppe würden uns sehr freuen, wenn uns zusätzliche, ergänzende Beiträge aus unserem Dorf zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt würden; gerne auch Anekdoten und Bilddokumente.
Einiges Material findet sich ja schon in den beiden „Bürgelner Dorfchroniken (Heinrich Heimrich bzw. Heinrich Seibel)!

Zur Mundart (in unserem Fall dem „Bürgelner Platt“) ist zu sagen, dass sie früher – aber in manchen Situationen durchaus auch heute noch – das Zusammenleben, das störungsfreie Kommunizieren und damit die Identifizierung mit dem Heimatdorf förderte bzw. fördert.
Glücklicherweise erleben wir noch täglich die Anwendung der Mundart bei einigen Mitbürgern; leider ist die Tendenz jedoch abnehmend und die Sprache stellt sich immer mehr dar als Gemisch zwischen Einheitssprache, Umgangssprache, Soziolekt und Anglizismen. Es lohnt sich also, die nachstehenden Textpassagen genau zu studieren, sich an ihnen zu erfreuen und auch dabei zu beachten, dass unser „Bürgelner Platt“ einmalig ist, denn die Mundarten
sind in ihrer Lautung deutlich – auch auf engstem Raum – voneinander zu unterscheiden. So finden sich beispielsweise schon Unterschiede zu Nachbarorten wie Betziesdorf und/oder Schönstadt. Beispiel. Bürgeln: „Aich gieh nooch heem“ (Ich geh` nach Hause) – Betziesdorf: „Aich gieh nooch hiam.“

Guggt ouch innse Birjeler Platt allewei mol genau oah!

Viel Schbass beim Lääse!

Auer
Frieder Reichel (Buere Friedrich)

Ein Wörterverzeichnis wichtiger Begriffe aus dem Bürgelner Platt

Ab oab Bank  Baank
aber äewwer  barfuß boarweass
Abend Oowed Bart Boart
Abort (Toilette) Obtrett Bauch Bouch
acht oacht Baum Boam
Acker       Aicker bedeuten bedäire
allein allee Beere Bäern
alleweil  ewei behandeln behaanealn
alt aahlt beieinander beienee
am omm / de beide beere
an oa Beine Bee
anderen ahnern beißen bäiße
anders annersch bellen gouze
Anfang Oafang bekommen kriche
angetan oagedoah beneiden beneire
anziehen oaziehe beraten beroore
Apfel Abbel bereit bereed
Arbeit Oarweid besonders besonnersch
arg oarg bestehen bestieh
Ärger Arjer besuchen besiche
arm oarm beten bäere
Art Oart betrachten bedroachte
Atem Oohrem betreten beträere
auch  ooch betrügen bedriche
Aufenthalt Offendhaald betrunken bedronke
aufräumen offramme bewundern bewonnern
aufreißen offraiße Bienen Bie
auf dem … offem Bild Beld
Auge Ooche binden benne
Augenblick Oochebläeck bis bess
auseinander ausenee bisschen bessche
    bitter bäerrer
    blasen bloose
Bäcker Baecker Blatt Bload
baden boare Blumen Blomme
Bahn Boah blühen bliehe
bald baale Boden Burre /Bieh
Balthasar Baalser Bohnen   Bunn
       
Bonbons Zockerstee drüber rewwer
böse bies drücken dregge
brachte broocht drunter drinner
braten broore Duft Doft
brechen breache dulden dolde
breit breed dunkel donkeal
Bretter Bräerrer dürr dinn / dorr
Brot Brud durcheinander derrwäeschd
Brötchen Weack dürfen derfe
Brücke Breacke Durst Doschd
Brühe Brieh    
Bruder Bruhrer    
Brunnen Born eben äewwe
Bücher Bicher Eber Watz
bücken begge Ecke Äicke
Bündel Bennel egal egoal
Bursche Boesch eher icher
Bürste Buoschde Eier Ajer
Butter Bodder Eifer Äifer
    eigene eechene
    Eimer Eemer
       
da doo ein eeh / eann
Dachboden Leewe eine eeh
dachte doocht einem emm
dafür defier einer enner
dagegen dohgee einfach ehfach
daheim deheem einander ennahner
dahinter dohinner einbilden ennbean
damals domols einerlei ennerlei
das doas / deass einzig eenzig
davon devoa einigermaßen ehnigermoaße
Daumen Damme einmal eehmool
dazwischen dozwesche eins eeh / eehs
Decke Daicke einsam allee
dein dei einst eenst / frieher
denn dean einzeln eenzeln
der derr / d`r Eisenbahn Eisboah
dich daich Elisabeth Ellsewitt / Lisbett
dick degg Eltern Äellern
die de Ende Enn
Dienstag Densdoag entzwei gabutt
dieser desser Erbsen Aerwess
diesem dessem Erde Eare
Dorf Derf erlauben erloowe
dort dooh erste eschde
Dorothea Doarde / Doardche erstens eschdens
drauf droff er hää
dran droah es eas
draußen drouße essen äesse
Dreck Dräick etwas eehwoass
drin dreann euch/eue ouch/auer
       
Faden Foarre Garten Goarde
Fahne Foahne Gärtchen Gaedche
fahren foahn Gebäude Gebäire
Fahrzeug Foahrzäich geben/gab gäewwe/gobb
fallen fann Gebet Gebäed
Falte Fahle geblieben gebleawwe
fanden fanne geborgen geboarje
Farbe Foarwe Gebrüder Gebrierer
Fassnacht Foasenoacht gegenseitig gejeseirich
Federn Fäerrern gegessen gäesse
fehlen fäehn gehen/geht gieh/gitt
Feld Feald gehörte gehorr
Ferkel Firkel/Butzche Geländer Gelenner
fertig faddich geladen geloare
Feuer Fäier gelaufen geloofe
finden fenne gelb  
Finger Fenger Geld  
Fisch Fesch Gelegenheit  
Flachs Floas gemacht  
Flecken Flaicke Gemeinde  
Fleisch Fleesch gemessen  
flicken flecke genug  
Flur Äehrn genießen  
Fohlen Fell gerade  
fragen/Frage freeje/Frooche geraten  
Frau Fraa gern  
Freitag Fräidoag Gerste  
fressen fräesse gesagt  
Frieden Friere geschieden  
froh fruh geschrieben  
Frosch/Frösche Froosch/Freesch Geschwister  
früh frieh Gesinde  
Frucht Fricht gestern  
für fier gestellt  
für das fiersch gesund  
Füße Fiss getan  
fünfzig foffzich Getreide  
Futter Furrer gewesen  
(Vieh-)Futterhaus Seddehaus gewiss  
füttern furrearn Gewissen  
    Gewitter  
       
Gabel Goawweal Giebel  
gab gobb gießen  
Gaben Goawe Gift  
Gang Gaang glatt  
Gans/Gänse/Ganter Gaans/Genns/Gonder Glaube  
Garben Goarwe gnädig  
Garn Goarn gönnen  
gar goar graben  
gar nicht goarnett Gras  
garstig     goarschdich grau